Fachfortbildung Trauma – Start Herbst 2018
Zertifizierte/r Traumapädagoge/in
Die Traumapädagogik hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Fachgebiet innerhalb der Pädagogik und Sozialarbeit entwickelt. Sie stellt ein pädagogisches Konzept dar, welches sich auf ganzheitliche, ressourcenorientierte Erziehungsansätze stützt. Sie bietet hilfreiche Konzepte und Methoden zur pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Missbrauchs-, Misshandlungs- oder Vernachlässigungserfahrungen im Bereich der stationären Jugendhilfe, Erziehung und Beratung.
In der stationären Jugendhilfe geht man davon aus, dass 60-70% der Kinder und Jugendlichen in der Herkunftsfamilie massive körperliche und seelische Traumatisierungen erfahren haben und entsprechende Symptome, wie Bindungsstörungen, selbstverletzende Verhaltensweisen, Störungen der Affektregulation und verschiedene Störungen des Sozialverhaltens zeigen.
Traumatisierte Kinder und Jugendliche stellen für Erzieher und Sozialarbeiter eine ganz besondere Herausforderung dar. Die Grundhaltung, das Wissen und die vielen Methoden der Traumapädagogik können den Erziehern, Sozialarbeitern und den betroffenen Kindern und Jugendlichen wirksam helfen. Die Traumapädagogik flankiert auf sinnvolle und effektive Weise ambulante psychotherapeutische wie auch stationäre psychiatrische Maßnahmen. Sie setzt im Alltag, im tatsächlichen Lebensraum der Kinder und Jugendlichen an und stützt sich auf feinfühlige Beziehung, kontinuierliche emotionale Nähe und auf die Fähigkeit des Menschen, bei guten pädagogischen Rahmenbedingungen nachzureifen und versäumte Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung nachzuholen. Die Traumapädagogik kann für die Phase der Stabilisierung und Neuorientierung von großem Nutzen sein. Darüber hinaus fördern ihre Grundhaltung und Vorgehensweisen das soziale und emotionale Nachreifen von Kindern und Jugendlichen mit Traumaerfahrungen. Das heißt, sie unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung und hilft symptomatisches Verhalten wie Bindungs- und Beziehungsstörungen, Selbstverletzung, Suizidversuche, dissoziative Zustände, Mangel an Impulskontrolle usw. wirksam zu reduzieren bzw. auszugleichen.
Das Besondere an diesem speziellen Angebot ist, dass gängige traumapädagogische Konzepte und Methoden mit der Pferdegestützten Arbeit kombiniert werden und das Pferd als stabiler Interaktionspartner, als Möglichkeit zur Regression ebenso wie zur Erarbeitung von Autonomie methodisch in die Traumapädagogik eingebunden wird. So lernt die Fachkraft fundierte und allgemein anerkannte Inhalte der Traumapädagogik in Kombination mit den effektiven Wirkmechanismen pferdegestützter Interventionen. Reitpädagogen und Reittherapeuten können ihren Wirkungsbereich auf Kinder und Jugendliche mit Traumatisierungen spezialisieren.
Theoretische Grundlagen der Psychotraumatologie
- Grundlagen der Traumaforschung und Traumapädagogik
- Neuroanatomie des Traumas, neurophysiologische Reaktionen
- Symptome im Zusammenhang mit Traumatisierung , Traumafolgeerkrankungen
- Abgrenzung und Kooperation mit kinder- und jugendpsychotherapeutischen Interventionen, Überblick zu Behandlungsverfahren
- Grundhaltung der Traumapädagogik
- traumapädagogischer Umgang mit typischen Symptomen von Traumatisierungen im Kindes- und Jugendalter, Basisstrategien traumazentrierter Pädagogik und Beratung
- Grundlagen der Resilienzforschung
- Kindheitstraumata
Zentrale Aspekte traumasensibler Arbeit
- Ressourcenorientierte Arbeitshaltung in der Arbeit mit Traumatisierten
- Ressourcen im Lebenslauf der Klienten finden und aktualisieren
- Vertiefung Traumapädagogischer Grundhaltung
- Bedeutung von Bindung und Beziehung, Bindungs- und beziehungsorientierte Pädagogik
- Therapeutisches Vorgehen bei Bindungsstörungen
- Psychoedukation
- Vorgehensweisen und Methoden zur Regulierung von emotionalen Spannungszuständen
- Umgang mit körperlich (losgelösten) Erscheinungen; Tics, Zwänge
- Hinterfragung der eigenen Lebensgeschichte und beruflichen Rolle
- Ego-State Arbeit
- Biographiearbeit
- Krisenintervention und Umgang mit selbstverletzendem oder suizidalem Verhalten
- Psychohygiene für Fachkräfte, Belastungsanalyse
Stabilisierung
- Einführung in das Konzept desSelbstfürsorgetrainings
- Arbeit mit Geschichten und Imaginationen
- Entspannungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen
- Arbeit mit Körperwahrnehmung und Körperbildern
- Im Einklang sein – methodische Ansätze mit Nutzung von Musik, Klang und Körperübungen
- kognitive Stabilisierung mit Screen-Technik u.a.
- Selbstberuhigung
Praxis und Reflexion
- Reflexion der eigenen beruflichen Rolle
- Fallvorstellung und Supervision
Unterstützung und Begleitung spontaner Traumaverarbeitungsprozesse
- Distanzierungstechniken
- Integration und Neuorientierung, Trauer
Vertiefungsschwerpunkt Traumapädagogik
- Bindung- und beziehungsorientierte Pädaggogik
- Beziehungsdynamiken
- traumapädagogische Gruppenarbeit
- Traumasensible Elternarbeit
5 Seminare à 3 Tage mit je 30-32 Unterrichtseinheiten. Gesamt 158 Unterrichtsstunden. Supervision ist Bestandteil jedes Weiterbildungsmoduls.
Zielgruppe
Angesprochen sind Angehörige psychosozialer, medizinischer und pädagogischer Berufe:
z.B. MitarbeiterInnen in Einrichtungen der Jugendhilfe, in Beratungsstellen, ErzieherInnen, KollegInnen aus Bereichen der Krankenpflege, ErgotherapeutInnen, LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, HeilpädagogInnen
Voraussetzungen für die Teilnahme an der Fortbildung
- sozialer Grundberuf
- Berufspraxis in einem relevanten Praxisfeld mit traumatisierten Menschen
- die Möglichkeit, die erworbenen Kenntnisse aktuell in die Praxis umzusetzen
Voraussetzung für eine Zertifizierung zusätzlich durch die DeGPT/FVTP:
abgeschlossene Berufsausbildung (Fachschulen) sozialadministrativer, erzieherischer oder pflegerischer Berufe (insbesondere ErzieherIn, Pflegefachkraft, ErgotherapeutIn, LogopädIn) oder Hochschul- oder Fachhochschulabschluss im pädagogischen, medizinischen oder psychologischen Bereich
- mindestens dreijährige Berufserfahrung
- drei Fallvorstellungen (zwei davon mündlich und schriftlich, eine rein schriftlich) oder ein Fall und eine Projektvorstellung (beides jeweils mündlich und schriftlich); mindestens eine Fallvorstellung der TeilnehmerIn ist durch ein Originaldokument zu belegen (Videoaufnahme)
- eine Fallvorstellungen und eine Projektvorstellung (beides jeweils mündlich und schriftlich). Fallvorstellung und Projekt sind durch ein Originaldokument zu belegen (Foto/Videoaufnahme).
Leitung
Dr. Annette Gomolla
Diplom-Psychologin und Erwachsenenbildnerin M.A., Hypnose- und Traumatherapeutin, Gesamtleitung aller Weiterbildungen und Fachfortbildungen am IPTh, langjährige Erfahrung in der Arbeit mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Pferd.
Teilnahmegebühren
2.400 Euro (plus 150 Euro Zertifizierung)
Start Herbst 2018
Seminar 1 25.10. – 27.10.2018
Seminar 2 29.11. – 01.12.2018
Seminar 3 07.02. – 09.02.2019
Seminar 4 04.04. – 06.04.2019
Seminar 5 15.07. – 18.07.2019
Die Weiterbildung entspricht in Inhalt und Umfang den aktuellen Standards der „Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie“ (DeGPT) und den Standards des FVTP (Fachverband Traumapädagogik) und ist durch die DeGPT anerkannt.